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Rauer Charme auch in Hamburgs Nachtleben

Sogenannte Reepschläger benötigten für die Herstellung von Schiffstauen eine lange, gerade Bahn. In Hamburg war das einmal die Reeperbahn. Die Reepschläger sind dort aber heutzutage nicht mehr anzufinden.

"Na ihr, wollt ihr nicht mal reinkommen? Hier gibt's viel zu erleben". So oder ähnlich wird man von einem der zahlreichen Koberer angesprochen, die sich vor gewissen Amüsement-Etablissements auf der Hamburger Reeperbahn postiert haben und versuchen potentielle, meist männliche Gäste zu akquirieren. Ankobern ist ein hanseatischer Begriff, der die Profession der Koberer beschreibt. Es bedeutet frei übersetzt "anwerben". Für viele Nachtschwärmer ist die Hamburger Reeperbahn die Anlaufstelle, wenn es darum geht auszugehen, Spaß zu haben. Und bei einem Kiez-Bummel treffen Kiezgänger zwangsläufig auf die Koberer, die lieber Portiers genannt werden möchten.

Doch die Koberer stehen, abgesehen von den Sex-Shops und einigen Prostituierten, nur bedingt für das was den Kiez charakterisiert. Der Kiez, die sündige Meile? Vereinzelt ja. Die Reeperbahn hat sich jedoch eher zur reinen Partyhochburg entwickelt. Zahlreiche Clubs und Bars reihen sich hier aneinander. Und für jeden scheint etwas dabei zu sein. Rustikale Bars, die noch etwas Kiezromantik versprühen, Techno Clubs aus denen dumpfe Bässe zu hören sind oder Diskotheken, die musikalisch eher auf das Genre Pop setzen.

"Off the beaten Track"

Mit Sicherheit ist der Kiez-Bummel, insbesondere für Neu-Hamburger Pflicht. Trotzdem empfiehlt sich auch hier mal nach dem Prinzip "off the beaten track" die Stadt zu entdecken. Also nicht nur auf den Pfaden Hans Albers ("Auf der Reeperbahn nachts um halb eins") zu wandern. Beispiel: Auf der Reeperbahn links in die Silbersackstraße. Dort erreicht man die Kultkneipe "Zum Silbersack", die äußerlich mit ihren gelben Kacheln und der alten Leuchtreklame wie ein Relikt vergangener Zeiten wirkt. Wer Glück hat, wird dort noch von der Besitzerin selbst bewirtet. Die 85-Jährige Erna Thomsen, die dort nur Tante Erna genannt wird, steht seit 60 Jahren hinter dem Tresen.

"Schiffe schauen"

Wer sich nicht für eine Stippvisite bei Erna entscheidet, sollte die Silbersackstraße einfach weiter Richtung Hafen gehen. Der Blick auf den Hamburger Hafen mit seinen Lichtern ist sehr pittoresk. Besonders im Hochsommer macht "Schiffe schauen" in Kombination mit einem kühlen Getränk besonders Spaß. Neben dem Hamburger Kiez gibt es noch eine andere Adresse, die zur nächtlichen Stunde aufgesucht werden kann: das Schanzenviertel. Der alternativ geprägte Stadtteil bietet ein breites Angebot an Bars, Clubs und kulturellen Einrichtungen.

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